VIDO+: ein Präventionsprojekt im Bereich familiärer Belastungen
Die Lugano-Polizei, die Divisione socialità (Abteilung Soziales), die Kantonspolizei und die Consultorio familiare (Familienberatungsstelle) Lugano haben eine neue Strategie entwickelt, um Familien in möglicher Notlage zu unterstützen und eine Eskalation von Konflikten zu verhindern.
Die Stadtpolizei Lugano hat 2023 in Zusammenarbeit mit der Divisione socialità (Abteilung Soziales), der Kantonspolizei und der Consultorio familiare (Familienberatungsstelle) Lugano das Projekt VIDO+ ins Leben gerufen, unter dem Motto "A casa tutto bene?" (Alles in Ordnung zu Hause?). Ziel der Strategie ist es, Familien in möglicher Notlage zu unterstützen und durch präventive Massnahmen eine Eskalation von Konflikten zu verhindern.
Konfliktsituationen
Polizeieinsätze im familiären Umfeld, die strafrechtlich relevante Fälle von häuslicher Gewalt betreffen und ein Eingreifen der Kantonspolizei sowie der Sozialdienste erforderlich machen, machen etwa 20 % der Fälle aus. In 80 % der Einsätze werden keine strafrechtlich relevanten Fälle von häuslicher Gewalt festgestellt; dies schliesst jedoch nicht aus, dass familiäre Belastungssituationen bestehen, die eine Intervention erfordern könnten, um eine Eskalation in strafrechtlich relevante Vorfälle zu verhindern.
In solchen Fällen wird in der Regel nur eine Meldung an die Autorità regionali di protezione (ARP) gemacht, wenn Minderjährige in der Familie sind. Es besteht jedoch das Bewusstsein, dass solche Belastungssituationen erneut auftreten, sich verschärfen und zu Gewaltverhalten innerhalb der Partnerschaft oder Familie führen können.
Die Entstehung von VIDO+
Seit 2018 arbeitet die Stadtpolizei Lugano mit dem Servizio violenza domestica (Dienst für häusliche Gewalt) der Kantonspolizei in Fällen häuslicher Gewalt zusammen. Allerdings fehlte bisher ein spezifisches Instrument zur Bewältigung familiärer Belastungen und zur Prävention der Eskalation zu häuslicher Gewalt. Angesichts des wachsenden Bedarfs, potenziell riskante Situationen frühzeitig zu erkennen, und unter Berücksichtigung der Nähearbeit der Gemeindepolizei wurde beschlossen, für die Stadt Lugano ein Präventions- und Frühinterventionsprojekt zu entwickeln, das langfristig zur Eindämmung und Reduzierung von Fällen und Straftaten im Bereich häuslicher Gewalt beitragen soll.
So entstand das Projekt VIDO+, das eine erfolgreiche Zusammenarbeit verschiedener kommunaler und kantonaler Akteure darstellt. Dieses multidisziplinäre Teamwork – angetrieben durch Motivation, Fachwissen und geteilte Erfahrungen – führte zum ersten Projekt im Bereich familiärer Belastungen mit einem speziellen Team bei der Stadtpolizei Lugano.
Das Ziel des Projekts VIDO+ ist es, familiäre Belastungen zu erkennen, einzudämmen und zu reduzieren, indem strukturelle und kontinuierliche Unterstützung für Familien angeboten wird. Zu den wichtigsten Massnahmen gehört die Überwachung von Fällen ohne Straftatbestand, das Angebot von Mediationsdiensten für die beteiligten Parteien und die Beratung von Familienmitgliedern, um die Eskalation von Konflikten einzudämmen.
Die beteiligten
Das Projekt sieht den Einsatz von operativen Ressourcen für Fälle familiärer Belastungen vor, die nach den Grundsätzen der Nähe, Partnerschaft und Koordination agieren. Unter familiärer Belastung versteht man häusliche Konfliktsituationen, die keinen Straftatbestand darstellen. Für diese Fälle führt VIDO+ ein neues operatives Protokoll ein, das in die Zuständigkeit der Gemeindepolizei fällt. Fälle offensichtlicher häuslicher Gewalt, die zu Straftaten führen, bleiben ausschließlich in der Zuständigkeit der Kantonspolizei und der Justiz.
Die beteiligten Akteure – Stadtpolizei Lugano, Divisione socialità und Centro di competenza violenza der Kantonspolizei – arbeiten koordiniert zusammen und stärken gegenseitig ihre Arbeit. Das Consultorio familiare von Lugano gewährleistet die Beratung der Familien. Operativ hat die Gemeindepolizei ein dediziertes VIDO+ Team eingerichtet, das in enger Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei ein speziell entwickeltes operatives Protokoll anwendet.
Beratungs- und Unterstützungsangebot
In Lugano werden Familienmitglieder bei Einsätzen wegen familiärer Belastungen über das Projekt VIDO+ informiert. Die Gemeindepolizei stellt nach Überprüfung des Wohlbefindens der Familienmitglieder und Bewertung der Situation spezifische Informationen zu den verfügbaren Ressourcen bereit. Sie informiert über die Möglichkeit, Fragen zu stellen und Unterstützung in Form von Präsenz und Zuhören in Anspruch zu nehmen.
Den betroffenen Personen wird ausserdem mitgeteilt, dass das Consultorio familiare bereitsteht, um die Familienmitglieder zu begleiten. Die Divisione socialità der Stadt Lugano kann bis zu drei Beratungsgespräche im Consultorio familiare für jede in Lugano ansässige Familie, die Ziel eines Polizeieinsatzes war, finanzieren. Damit soll eine Unterstützung gefördert werden, die die psychologischen Ursachen familiärer Belastungen angeht und eine Eskalation verhindert.
Die Risikopyramide
Um Risikofaktoren im familiären Kontext frühzeitig zu erkennen, hat das Centro competenza violenza der Kantonspolizei unter der Leitung der Polizeipsychologin Marina Lang ein Instrument zur Früherkennung von Risikofaktoren für alle Patrouillen der Kantonspolizei und der Stadtpolizei Lugano eingeführt.
Dieses Projekt, das eine Premiere für Polizeikräfte in der Schweiz darstellt, entspricht den Zielen des Nationalen Aktionsplans gegen Gewalt, der darauf abzielt, Bedrohungsmanagementmethoden auf möglichst viele Fälle auszuweiten. Alle Einsatzkräfte, die in belasteten Situationen intervenieren, wurden in der Nutzung dieses Instruments geschult, um die Erkennung und Bewertung von Eskalationsrisikofaktoren zu verbessern und die Sachverhalte festzustellen.
Das Centro competenza violenza analysiert die Ergebnisse der Risikopyramide und begleitet das Verfahren, indem es dem VIDO+-Team Hinweise gibt.
Wissenschaftliche Bewertung des Projekts
Das VIDO+-Projekt wird einer weiteren wissenschaftlichen Bewertung unterzogen, die in Zusammenarbeit mit der Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana (SUPSI) durchgeführt wird, um das Projekt im Laufe der Jahre zu bewerten und zu verbessern.
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